EMBMV: Briefmarken und Bethel
Cusco
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Briefmarken und Bethel #8561
In den letzten Jahren hat es abgenommen, aber im 20. Jahrhundert, mindestens in Westeuropa,
waren Briefmarken und Bethel ein Synonym. Inzwischen ist Bethel nicht mehr
so bekannt, weil vor allem Diakonie, Caritas und das Rote Kreuz die Tätigkeiten von
Bethel auch übernommen haben - das Briefmarken sammeln. Nachdem der 2.
Weltkrieg vorbei war hat im Prinzip jeder gefragt, im Privatleben und im Büro, denn damals war
ein Brief und eine Briefmarke eine Seltenheit, wir hatten ja den Krieg hinter uns, magst Du die
Marke sammeln oder ab nach Bethel? Denn damals wurden von Bethel Briefmarken
gesammelt. Und so war es auch üblich, dass Briefmarken, damals noch wertvoll,
beim Sohn im Album verschwanden oder als Schuhkarton an Bethel weitergegeben wurden. Das Wort
"Bethel" bedeutet "Haus Gottes" und bezieht sich auf die Bibel.
Gegründet wurde Bethel, um Epileptikern zu helfen. Das heißt, man organisierte
eine Sozialorganisation, die besonders Kranke betreute. Spannend ist der Zusammenhang
zwischen Briefmarken und Epilepsie. Nicht nur, dass das Briefmarkensammeln für die
Patienten heilsam ist, sondern dass man damit auch Geld verdient hat, um Ärzte zu
bezahlen. Und wie gesagt, überlegen Sie, warum gerade diese Krankheit im 19.
Jahrhundert in den Mittelpunkt gestellt wurde. Das erste Gebäude damals hieß
"Eben-Ezer". Und der Star der Bewegung wurde Friedrich von Bodelschwingh. Er
hatte so große Erfolge, dass man heute sagen kann: Bethel und Bodelschwingh-Bewegung sind das
selbe. Bethel ist nicht unumstritten. Die Häuser der Stiftung wurden bombardiert
und auch der Staat hat Mitarbeiter von Bethel massiv verfolgt. Die Vorwürfe lauten vor
allem: schlechte Erziehung der Kranken. Wobei das Motto von Bethel heisst: wir nehmen nur
Menschen an, die niemand haben will. Vor allem Trunkenbolde und Landstreicher und
Taugenichtse. Nun ist auch zu verstehen, dass der Staat und staatliche Einrichtungen sehr
aggressiv gegen so eine Organisation vorgehen müssen. Weil Menschen wie Bodelschwingh
das Ziel der Regierung unterminieren: nur Leistung ist Schönheit. Und diesen Sprung hat
Bodelschwingh vollzogen. Gesunde und Kranke erfreuen sich gleichmässig und gleichzeitig
und gleich intensiv an dem Kunstwerk Briefmarke. Denn auch Briefmarken zu sortieren ist ein
kreativer Prozess. Auch heute noch ist Bethel aktiv, was wir nur kurz erwähnen
wollen. Und im Prinzip ist Bethel heute ähnlich zu sehen, wenn Sie die Arbeit nicht
kennen, wie Caritas und Diakonie. Bemerkenswert aber im Unterschied zu den anderen
Institutionen ist das Sammeln von Kleidern und Briefmarken. Auch wenn es andere
Wohltätigkeitsorganisationen übernommen haben - Bethel ist immer noch der
Platzhirsch. Hunderttausend Briefmarken oder 30 Tonnen an Briefmarken werden jedes Jahr an
Bethel geschickt, und kranke Menschen sortieren diese Marken aus. Da dies ein praktischer
Artikel ist von Philatelisten, können wir bestätigen, wie viel Freude es macht, wenn man
nach dem Urlaub nach Hause kommt und 100, 200 Briefe im Briefkasten sind, während man auf Korfu
war, nicht nur Rechnungen. Und dann sitzen wir abends, wie gestern, auf der Terrasse und
sortieren die Briefmarken ein. Und immer wieder hört man: guck mal die, die hab ich noch
nicht, da ist ein schöner Stempel drauf. Und das ist die Verbindung zwischen Bethel und
Mauritius. Ästhetik heilt. Spass an Schönheit macht gesund. Sie
fahren auch auf die Zugspitze und geniessen das Bergpanorama. Ihr Bruder war im Louvre und
hat die Mona Lisa bestaunt. 125 behinderte Menschen können heute auf ihrem Arbeitsplatz
in Bethel im Jahr 2017 unterhaltsam Geld verdienen und ihre Behinderung vergessen. Genau so
vergessen Sie auch den Kratzer im Auto, wenn Sie den Sachsendreier in Ihr Album stecken. Denn
gerade Bodelschwingh zeigt: die Konzentration auf Kunst bringt nicht nur Geld, sondern auch ein
erfüllteres Leben. Die Behinderten sehen jeden Tag Kunstwerke von
Spitzenkünstlern. Denn Sie wissen ja sicher wie viel Aufwand betrieben wird, um eine
Sondermarke der Deutschen Bundespost auf den Markt zu werfen. Und auch Sie können davon
profitieren. Denn Bethel hat selbstverständlich ein Briefmarkenmuseum, wo Sie nicht nur
eine der grössten Sammlungen der Welt bestaunen können, sondern auch den
Profiphilatelisten über die Schulter schauen können. Bodelschwingh und Bethel sind
noch einen Schritt weiter gegangen, um den Kranken und den Mitarbeitern einen intensiveren Zugang
zum Wertpapier zu schaffen, die Briefmarke ist ein Wertpapier, gibt es in Bethel das
Bethelgeld. Wird selbst gedruckt und hat ein eigenes Wertsystem. 1908 wurde sozusagen
der erste Bethel-Dollar gegründet und nach vielen Reformen gibt es heute den
Bethel-Euro. Das heisst, wenn wir als Sammler einen Bethel-Geldschein sammeln, dann
können wir den problemlos in eine Briefmarkensammlung integrieren, weil er ist genauso ein
Wertpapier wie eine 50-Cent-Briefmarke. Damit Sie eine Ahnung haben wie gross das Volumen
ist: ungefährt 1 Million Euro an Bethel-Euro sind im Umlauf. Wenn Sie rechnen wollen: es
gibt wohl ungefähr 100 Mitarbeiter. Aber Philatelie ist nicht nur für
Kranke. Seit ungefähr 10 Jahren bietet Bethel auch eine Art Ausbildung für
Jugendliche an, um die Philatelie zu studieren. Vor allem arbeitslosen Jugendlichen wird mit
Briefmarkensortieren eine Tätigkeit angeboten, die ihre Konzentration massiv
erhöht. Abschliessen wollen wir mit einer Bemerkung über die Philatelie und
Bethel. So ist auf der einen Seite Bethel ein Platzhirsch, kompetent in Philatelie und im
Briefmarkenhandel, die Schätze müssen ja auch verkauft werden, um Gewinne zu
machen. Aber auch heute noch werfen Staat und Bürgerinitiativen Bethel, genau so wie den
Waldorfschulen, elitäres Handeln vor. Gerade SPD-Politiker kritisieren, dass Jugendliche
im Winter in den Wald hinaus müssen oder gar singen müssen im Chor. Und das ist
halt der Wermutstropfen, der auch jedem Philatelisten anhaftet. Man wird als elitärer
Geistesarbeiter gesehen, und können wir als Philatelisten das nur ändern, indem wir unsere
Alben öffnen und zeigen: Briefmarkensammeln ist Freude und nicht Angeberei.
Der Briefmarken-Artikel stammt von @Hbss
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